Sie suchen ein Schnäppchen oder eine möglichst nicht zu teure Katze? Dann lesen Sie bitte diese wahre Geschichte von Katja, die sich genauso unbedarft eine Katze kaufen wollte.

 

Eine eigene Katze...

 

...das wünschte ich mir, seit ich ein kleines Mädchen war. Mittlerweile habe ich mir diesen Traum erfüllt und lebe glücklich mit zwei Britisch Kurzhaar-Katzen zusammen. Doch bis dahin musste ich einiges lernen. Vor allem, dass Naivität und Unwissen bei der Katzenanschaffung fatale Auswirkungen haben können.

Alles begann Ende 2004. Ich lebte alleine und mein sehnlichster Wunsch nach einer Katze brodelte in mir. Ich wollte eine „Sheba“- oder „Whiskas“-Katze haben. Wie die Rasse eigentlich heißt, wusste ich bis dato irgendwie gar nicht

Ich habe mich dann mal informiert, um welche Rasse es sich da handelt und was solch ein Rassekätzchen denn kostet. Der Preis war mir damals einfach zu hoch, zumal ich gar nicht darüber nachgedacht habe, wie dieser denn zustande kommt.

 

Ich hörte mich um und wie es der Zufall wollte, kannte der Bruder eines Bekannten jemanden, der Britisch Kurzhaar-Katzen züchtet und zusätzlich sogenannte Notfälle betreute. Und genau dieser suchte wohl neue Besitzer für zwei erwachsene Britenmädchen. "Na, das könnte es doch sein!", dachte ich mir, und fuhr dahin, um mir die Katzen anzusehen. Als ich dort ankam und mir die Tür geöffnet wurde, stieg mir ein ziemlich unangenehmer Geruch in die Nase. Auf meine Frage, warum dies so sei, sagte man mir, es wären potente Kater im Haus. Da ich damals noch keinerlei Ahnung hatte, wie so eine Katzenzucht aussehen sollte, fragte ich nicht weiter nach. Ich wollt doch sooo gerne eine Mieze haben. In dem wirklich winzigen Fachwerkhaus waren damals etwa dreizehn Katzen, drei Hunde, zwei Meerschweinchen, Schildkröten, Fische und Papageien zu Hause. Wie es da aussah, könnt ihr euch denken. "Na gut, die nehmen eben Notfälle auf, da ist das schon mal so…", dachte ich.

Nun wollte ich natürlich gerne meine „Shebakatze“ sehen. Also präsentierten sie mir eine Katze. Äh, Moment... wie sieht die denn aus? Sehr groß, dürr, das Fell ziemlich zerzaust. Das Näschen war auch ein wenig feucht und insgesamt machte die Katze einen sehr ramponierten Eindruck. Sie war auch nicht blau, sondern schokoladenbraun. Was aber nicht schlimm war. Sie kam direkt zu mir - was wohl  dran lag, dass ich sie mit Vitaminpaste anlocken sollte, denn von ihren Besitzern ließ sie sich nicht so gerne anfassen. Ich war erstmal geschockt und fragte nach der anderen Katze. Aber genau die war nicht unter der Couch vorzulocken.

Der Besitzer meinte dann: „Na, wenn du 'ne schmusige haben willst, dann nimm die Braune, die andere ist sehr ängstlich“. Warum sie denn so heruntergekommen aussähe? Man erzählte mir, die Katze wäre von den Vorbesitzern vernachlässigt worden. Daher sei sie auch aufgenommne worden. Naja, und da sie soviele Notfälle hätten, könnten sie eben nicht allen eine gute medizinische Versorgung zukommen lassen. Aber bei mir hätte sie es sicher total gut. Ich bekäme auch einen "gutenPreis", da die Katze ja schon über drei Jahre alt und der Stammbaum nicht auffindbär wäre. Ich war hin und hergerissen. Einerseits dachte ich: "Eigentlich wollte ich ja eine Sheba- oder Whiskaskatze" - und so wie sie damals aussah, war sie wirklich alles andere als schön. Andererseits hätte ich meine Mieze, eine „Rassekatze“ zu einem günstigen Preis. Außerdem spürte ich, dass diese Katze unbedingt da raus musste. Sie kam immer wieder zu mir und Ihre kupfernen Augen raubten mein Herz und ließen meinen Verstand aussetzen.

Also entschied ich mich für das Tier. Es wurde ein Kaufvertrag gemacht - mit einer sehr makabren Bedingung. Schon da hätte ich merken müssen, die haben einen Knall. Da Mandy, so hieß die Mieze, komplett schokobraun war, und sie ja eben eine ein- bis zweifarbige Zucht aufbauen würden, hätten Sie gerne noch einen Wurf von ebendieser Katze. Ich musste mich also verpflichten, die Katze zurückzubringen, sobald sie rollig werden würde, um sie decken zu lassen. Erst nach dem Austragen des Wurfes und der Aufzucht der Kitten sollte ich Sie zurück bekommen. Dann erst dürfte ich sie kastrieren lassen.  Glücklicherweise war es ein ganzes Stück zu fahren, und somit dachte ich: "Die kriegen es sowieso nicht mit!". Und ich wollte doch unbedingt eine Katze haben…

Beim Tierarzt wurde dann festgestellt, das sie viel zu dünn war, sämtliche vorderen Zähne locker waren (die alle gezogen werden mussten), dazu eine starke Zahnfleisch-entzündung. Die Ohren waren so verdreckt, dass es ein Wunder war, dass sie überhaupt noch hören konnte. Das Fell war stumpf, die Krallen schon so lang, dass die Pfotenballen lange Hornhautgebilde hatten, weil die Krallen ständig daran rieben. Außerdem fehlten in ihrem Impfpass Impfungen, so dass sie nicht mal eine Grundimmunisierung besaß. Einen Schnupfen hatte sie auch noch. Somit wurde "Mandy" erstmal grundsaniert, was mein „Schnäppchen“ ganz schnell zu einem teuren „Spaß“ werden ließ. Aber ich wollte ja das Beste für Sie, und ihr keine weitere Zeit in der „Pflegestelle“ zumuten.

Fast täglich rief der frühere Besitzer an und fragte, ob sie rollig sei, was ich immer wieder verneinte. Ich fragte, wann ich sie denn kastrieren lassen dürfe.

Nach etwa drei Wochen willigte der Züchter ein, da es ja scheinbar „sinnlos“ mit dieser Katze sei. Ich ließ sie sofort kastrieren, denn leider wurde Mandy tatsächlich rollig und brauchte enorm lange, um sich davon zu erholen. Immer wieder musste ich mit ihr zum Tierarzt, da sie permanent erbrach oder Durchfall hatte. Meine liebste Mandy war quasi Dauergast beim Tierarzt. Ich lebte mit dem ständigen Gedanken "Was mag wohl als nächstes kommen?". Aber ich liebte diese

 

Katze so sehr, weil sie mir soviel Liebe zurück gab, und ich war bereit, alles zu tun, damit sie fit wird. Eine Weile ging es gut, aber die Vergangenheit holte meine Süße immer wieder ein und je öfter ich mit ihr beim Tierarzt war, umso größer wurde meine Wut auf die Vorbesitzer.

 

Im Nachhinein kam noch so einiges ans Licht.

Mandy war kein Notfall. Es war die eigene Katze der "Züchter", so wie alle Tiere dort. Sie hatten sie selbst so zugerichtet. Mandy muss mehrfach Kitten gehabt haben, aber sie war wohl keine fürsorgliche Mutter. Und da sie eben andauernd Durchfall hatte und einfach mit der Gruppe nicht klar kam (oh Wunder, bei sovielen Tieren?!) sollte sie "entsorgt" werden.

Tja, und da kam so ein naives Mädchen, die doch soooo gerne eine Katze haben wollte und für ein total krankes Tier einiges an Geld bezahlte. Damit bekamen die Besitzer auch noch die Bestätigung "Super, geht doch, wir werden ja alle los".

Meine geliebte Mandy, die unzählige Tierarztbesuche ruhig über sich ergehen ließ, zeigte mir, wie dankbar sie war, dass ich alles mir nur M ögliche tat, um ihr ein gesundes Katzenleben zu geben. Sie ist dann leider im Frühjahr 2007 gestorben.

Nachdem im Herbst 2006 von einem fantastischen Arzt in Köln endlich eine richtige Diagnose gestellt wurde (eine schon seit Jahren andauernde Kieferwinkelentzündung, die eine Entzündung fast aller Organe mit sich zog) und wir über sechs Monate riesige Fortschritte erzielt haben, hat ihr Herzchen aufgehört zu schlagen.

Die Behandlung war fast abgeschlossen und aus meiner total zurückgezogenen Maus ist eine stolze Katze geworden, die mich täglich mit sanften Küsschen weckte, wenn sie neben mir auf dem Kissen aufwachte.Wir waren ein Herz und eine Seele. Leider hat sie die Narkose der letzte Zahnbehandlung nicht vertragen und ist friedlich eingeschlafen.

Das oben auf dem Foto ist Mandy. Was ich mit diesem Bericht aber eigentlich sagen wollte...

Macht die Augen auf, bevor ihr euch ein Tier anschafft! Ich war auch unsicher, aber mein Herz hat meinen Verstand ausgeschaltet. Natürlich soll man Tieren helfen, aber diese Tierliebe hat in dem Fall dem „Züchter“ noch einen Batzen Geld eingebracht und er hält es am Ende noch für richtig, seine Tiere so zu behandeln bzw. nicht zu versorgen. Zwischenzeitlich züchtet dieser Mensch nicht mehr und soweit ich informiert bin, sind auch bei Weitem nicht mehr soviele Tiere im Haus.

Es gab scheinbar Überprüfungen seitens des Amts.

Ich gebe zu, ich habe im Nachhinein nichts mehr unternommen, da er mir ja immer von seinem tollen Anwalt vorgeschwärmt hat und ich Angst bekommen hatte, den abstrusen Vertrag erfüllen zu müssen, den ich unterschrieben hatte. Ich wusste es einfach nicht besser...